Lela Erlenwein Künstlerin aus Hamburg

LELA ERLENWEIN

Interview mit der Künstlerin am 29.07.13 in ihrem Atelier

Du hast anfangs Biologie an der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf studiert und warst nebenbei Gasthörerin bei der Kunstakademie. Was hat dein Interesse für die Kunst geweckt?

Die Hamburger Kunsthochschule lehnte 1983 meine Mappe ab. Zeitgleich bewarb ich mich für ein Biologiestudium in Düsseldorf. Ich hatte dann 1983 die Möglichkeit Biologie in Düsseldorf zu studieren. Ein Fach, das mich immer schon sehr interessiert hat, genau wie die Kunst. Die Natur ist für mich nicht nur formschön, ich fühlte mich dort immer wohl. Die Natur machte für mich Sinn. Die Vielfalt hat mich begeistert. Später wollte ich die Zusammenhänge, die Prozesse verstehen.

Während meines Biologiestudiums betrat ich den Club “Ratinger Hof” in der Altstadt von Düsseldorf, wo sich die Düsseldorfer Szene aufhielt. Dort traf ich auf eine ganz andere, für mich neue Ästhetik und Gesellschaftsform. Der Tag wurde zur Nacht und die Mode war anders. Ich fing an ganz kleinformatige Bilder in Ölkreide im expressionistischen Stil zu malen bzw. zu zeichnen. Die Menschen, diese Persönlichkeiten malte ich in ziemlich hysterischen Farben. Die Szene an sich habe ich in schwarz-weiß Manier gehalten. Wenn ich etwas abbilde oder zeichne oder baue versuche ich mich in die Person, den Gegenstand hineinzuversetzen, um einen besseren Zugang zu erhalten, besser zu verstehen.

In den ersten 20 Jahren meines Lebens bin ich 10 Mal umgezogen und habe viele Kulturen und Städte kennengelernt. Ich musste mich immer wieder ganz schnell an die neuen Begebenheiten anpassen, das konnte ich am besten durch beobachten nicht durch die Sprache. Vielleicht war da auch ein wenig Sprachlosigkeit dabei.

Bei deinen Bildern benutzt du eine bestimmte Formsprache, die immer anders in deinen Werken wiederkehrt. Ist es eine Art Alphabet? Wann hast du angefangen mit diesem eigenen Stil zu arbeiten?

Ja, und auch Vokabeln. Mir wurde das aber erst später bewusst. Ich arbeite häufig gewollt “unbewusst”, also intuitiv, um mich nicht zu manipulieren. Das fing aber erst 1986 an der Hfbk in Hamburg an, während meines Studiums. Es begann mit dem in sich geschachtelten Rahmen, meine erste Vokabel.

Ich wurde an der Kunsthochschule mit so vielen verschiedenen konzeptionellen Kunstrichtungen konfrontiert, dass ich meine Malweise neu überdachte. Ich habe einen Rahmen gemalt und wusste nicht was ich da “reinpacken” sollte. Ich habe dann die harmlosen Heidelbeeren gemalt und die ineinander geschalten Rahmen als Rahmen benutzt. Diese Rahmen sind ein fester Bestandteil meines Formenvokabulars geworden, mit denen ich auch noch heute arbeite.

Erst als ich die HfbK verließ, begann ich mit den Landschaften, die für mich Beschreibungen von Persönlichkeiten und ihren Prozessen sind.

Du arbeitest als Dozentin an der HTK und gibst auch Kurse an einer Hamburger Stadtteilschule. Dabei entstehen auch Bilder, die du gemeinsam mit den Studenten malst. Was gefällt dir besonders an diesen Malaktionen?

Diese Malaktionen haben sich durch Zufall ergeben. Mein Atelier bot die Spielwiese, die ein paar Studenten, ich glaube das war 2007 nutzen um zu malen.Ich habe ursprünglich vorgehabt ihre Arbeit zu übermalen, weil mein Konzept für das nächste Bild schon fest stand. Sie hatten nichts dagegen. Während ich die ersten Schichten am nächsten Tag auftrug sah ich die Arbeit der Anderen durchschimmern und das gefiel mir. Diese Kombination löste bei mir den Wunsch aus wieder in Farbe zu malen.

Diese erste Malaktion hat den Schritt des gemeinsamen Malens eingeleitet. Sie ist sozial, evolutionär und zeitgemäß, eine Kommunikation auf Augenhöhe. In der Hamburger Stadtteilschule entsteht eine noch größere Wechselwirkung, da die Schüler wiederum die Möglichkeit haben meine Arbeit zu überarbeiten.

Neben deinen Bildserien zeigst du auch Skizzen auf Leinwand (behandelt mit Paste und Moltofill, grundiert mit Kreidefarbe und Acryl). Wieso arbeitest du bei Skizzen mit dem gleichen hochwertigen Untergrund, den du auch für deine Malereien benutzt?

Meine Zeichnungen sind mir wichtiger als meine Malerei. Sie sind die Basis meines künstlerischen Werkes. Warum sollte ich sie dann auf Papier platzieren? Sie entstehen auf Papier, aber ich übertrage sie dann teilweise auf schon zu “Objekten” entstandenen Leinwänden. Ich möchte meine Skizzen damit aufwerten. Alle meine großformatigen Arbeiten sind hoch-skalierte Zeichnungen

 

 

 

 

1986

Kunstverein Geheim e. V.

Hamburg

(Einzelausstellung)

 

1993

Bauernkrieg-Gedenkstätte

Bad Frankenhausen

Thüringen

(Gemeinschaftsausstellung)

 

1994

blaue hybriden

Kaifu Art Center e. V.

Hamburg (Einzelausstellung)

 

1995

Elbart

Hamburg (Gemeinschaftsausstellung)

 

1996

Trojanisches Schiff

Hamburg (Gemeinschaftsausstellung)

 

1997

Raumfragen

Meßberghof

Hamburg (Gemeinschaftsausstellung, Katalog)

 

1998

Bühne der Ästhetik

Hamburg (Einzelausstellung)

 

1999

emergency

Dialoge zum Ausnahmezustand

Hafenkrankenhaus

Hamburg (Gemeinschaftsausstellung, Katalog)

 

2001

Akademie Mosbach

Mosbach (Gemeinschaftsausstellung)

 

2002

Selbst

Galerie Morgenland

Hamburg (Gemeinschaftsausstellung)

 

2003

Essen

Galerie Morgenland

Hamburg (Gemeinschaftsausstellung)

 

2004

Schwerelos

Landschaften im Universum I

Osterwalder’s Art Office

Hamburg (Einzelausstellung, Katalog)

 

2007

Floating

Landschaften im Universum II

Osterwalder’s Art Office

Hamburg (Einzelausstellung)

 

2014

Atmen verbindet

Kunstverein Süderstapel

(Einzelausstellung)

 

2017

Change

Akademie für Kommunikation und Kunst

Hamburg (Einzelausstellung)